Stakeholderanalyse

Wie kann man ein Netzwerk beschreiben? Dazu leistet die sogenannte Stakeholderanalyse gute Dienste. Nehmen wir als Beispiel einen Verein, der in einem sozialen Brennpunkt ehrenamtliche Patenschaften für Migrantenkinder aufbauen will.
In einer Vierfelder-Tafel werden entlang der Achsen von Einfluss und Zustimmung die jeweiligen Stakeholder, d.h. Interessengruppen, abgebildet. Großen Einfluss für das Gelingen der Patenschaften hat zum Beispiel das Jugendamt, aber es steht dem Projekt bislang eher gleichgültig gegenüber, während die örtliche Bürgerstiftung begeistert ist, aber über nur geringe Macht verfügt. Eine Schulsozialarbeiterin würde ehrenamtliche Paten sofort einsetzen, weil sie sich Entlastung verspricht, ihre Schulleitung ist hingegen reserviert, weil sie vom Ehrenamt und seinen Möglichkeiten nicht voll überzeugt ist. Vor kurzem bildete sich im Stadtteil eine Initiative gegen ein Flüchtlingsheim, die über große öffentliche Aufmerksamkeit verfügt, aber jede Form von Integration ablehnt.
 

 

Dies ist der erste Schritt der Stakeholderanalyse: Das Feld der Interessen- und Einflussgruppen rund um das Projekt zu erkunden. In einem zweiten Schritt geht es darum, wie aus Gleichgültigen aktive Förderer, aus Förderern dauerhafte Unterstützer gemacht werden können. Wie Gegner des Projektes wenigstens „neutralisiert“ werden können. Welche Strategien muss man dafür verfolgen? Wie spricht man die jeweiligen Stakeholder erfolgreich an? Zum Beispiel, indem man deren Eigeninteressen ernst nimmt und ihre Verbindung zum Patenschaftsprojekt aufzeigt. So könnte das Jugendamt gewonnen werden, wenn man den präventiven Charakter der Patenschaften herausstreicht, die zu den Aufgaben der hauptamtlichen Fachdienste passen, ohne deren Professionalität infrage zu stellen.

 

 

(Mit freundlicher Genehmigung der Robert Bosch Stiftung entnommen: Thomas Röbke: Engagememnt braucht Leadership. Stärkung von Vereinen und ihren Vorständen als Zukunftsaufgabe. Download unter https://www.bosch-stiftung.de/de/publikation/engagement-braucht-leadership)