Gewinnung neuer Vorstände

Gewinnung neuer Vereinsvorstände – hilfreiche Tipps und Anregungen
 

Das Interesse für die Inhalte des Vereins wecken

Wenn Sie eine Person für die Vorstandsarbeit gewinnen wollen, versuchen Sie, die Ziele und Tätigkeiten des Vereins so gut wie möglich zu „verkaufen“.

Erklären Sie auch Ihre eigene Identifikation mit dem Verein und schildern Sie Ihre Motivation für Ihren Einsatz. Erzählen Sie (Erfolgs-) Geschichten.

Kaum jemand interessiert sich nur generell für ein Vorstandsamt. Sowohl Inhalte als auch Bindungen an Personen spielen eine wichtige Rolle. Jemand fühlt sich angesprochen, weil er oder sie spezielle Kenntnisse einbringen kann; jemand anderer sucht einen Ausgleich zum Berufsleben und befasst sich gerne mit ganz anderen Dingen.

Die richtigen Leute ansprechen

Manche Vereine können ein Lied davon singen: Es kommen einem immer die gleichen Leute für ein Amt in den Sinn, und diese sind ohnehin schon mehrfach engagiert. Es lohnt sich, das gewohnte Spektrum auf Leute auszuweiten, an die man nicht auf Anhieb denkt.

Es stimmt zum Beispiel, dass viele Junge mit Vereinen nicht viel am Hut haben, schon gar nicht mit Vorstandsarbeit. Aber warum nicht einmal fragen, sie überhaupt auf die Idee bringen? Oder bescheidene, unauffällige Personen, welche sich bestimmt nicht von alleine melden würden, ansprechen? Sie fühlen sich durch eine Anfrage vielleicht geehrt: Angefragt werden heißt für die betreffende Person, „ich bin gefragt“.

Die Leute richtig ansprechen

Das persönliche Ansprechen ist erfahrungsgemäß immer noch die beste Methode, Leute zu gewinnen. 

Was man auch weiß: Briefe mit dringenden Aufrufen an die Vereinsmitglieder bringen meist nicht viel. Und ganz wichtig: Anfragen, die an das schlechte Gewissen der Leute appellieren, verfehlen ihr Ziel meistens. Gejammer über Überlastung im Vorstand und mangelnde Solidarität wecken kaum Lust auf ein Amt.

Geben Sie vielmehr zu verstehen, dass gerade sie oder er gefragt ist, dass ihre oder seine Qualitäten speziell gebraucht werden.

Die richtigen Leute gehen auf die Suche

Besonders die treuen, langjährigen Mitglieder fühlen sich für die Besetzung des Amtes selber verantwortlich. Oder der Vorstand beschließt: „Wir müssen jemanden suchen“, worauf sich alle – das heißt meist niemand – richtig verantwortlich fühlen.

Es bewährt sich, eine sogenannte Findungskommission aus zwei bis fünf Leuten einzusetzen, die nicht alle dem Vorstand angehören. Diesen Leuten sollen die Ziele und der Fortbestand des Vereins am Herzen liegen. Sie sollen einen klaren und zeitlich begrenzten Auftrag erhalten. Unter Umständen sind sie in dieser Zeit von anderen Aufgaben entlastet.

Die zu erwartenden Aufgaben beschreiben und Platz lassen für eigene Ideen

Unbekannte Aufgaben können Angst machen. Die meisten Leute möchten wissen, auf was sie sich einlassen. Dabei geht es sowohl um den Inhalt der Aufgaben als auch um die benötigte Zeit. Vielleicht haben Sie eine Aufgabenbeschreibung zur Hand oder erstellen eine solche, und Sie können möglichst präzise Angaben über den Zeitaufwand machen.

Es ist jedoch sehr wichtig, dass - je nach Neigung - auch ein eigener Gestaltungsspielraum für das zukünftige Vorstandsmitglied offen bleibt. Es kann hinderlich und wenig einladend sein, eine Aufgabe genau so erfüllen zu müssen, wie dies der Vorgänger zehn Jahre lang gemacht hat.

Bei einem Rücktritt gilt es immer auch Platz zu machen für eine neue Person. Mutationen im Vorstand sind eine gute Gelegenheit, die einzelnen Ressorts und Chargen neu zu überdenken und allenfalls neu zu verteilen. Tritt zum Beispiel die Schriftführerin zurück, kann man sich überlegen, ob das Protokoll in Zukunft rotierend geführt werden soll. Oder traut sich niemand das Amt des 1.Vorsitzenden zu, kann die Möglichkeit eines Tandems geprüft werden. 

Einen Gegenwert anbieten

Nur einfach so, aus lauter Idealismus, übernimmt kaum jemand Vorstandsarbeit. Es ist richtig und legitim, dass die Ehrenamtlichen für ihren Einsatz belohnt werden, einen persönlichen Gewinn davon haben. Auch wenn ehrenamtliche Arbeit grundsätzlich nicht mit Geldwert entschädigt wird, können viele andere Möglichkeiten in die Schale geworfen werden:

  • Lernfeld und Qualifikation
    Wer schon einmal in einem Vereinsvorstand tätig war kann bestätigen, dass man dabei viel lernt, und dass das erworbene Wissen und die gemachten Erfahrungen später wieder von Nutzen sein können, privat und/oder beruflich. Die ganze Palette fachlicher, methodischer, sozialer und persönlicher Kompetenzen kommt dabei zum Zug: Sitzungsleitung, Arbeitsorganisation, Fundraising, öffentliches Auftreten, Personalführung, Organisationsentwicklung, Konfliktfähigkeit, Teamfähigkeit und vieles mehr. Mit dem Nachweis der geleisteten Stunden und Arbeiten mittels eines Leistungsnachweises kann und soll die ehrenamtliche Arbeit auch offiziell attestiert werden.
  • Kontakte
    Vereinsarbeit bietet immer auch Gelegenheiten, Menschen kennenzulernen. Wenn die Traktanden der Vorstandssitzung erledigt sind, schließt sich häufig noch ein informeller Teil an. Hier weiß jemand von einer freien Wohnung, dort könnte jemand ein gutes Wort bei der Jobsuche einwerfen etc.; das heißt, hier kommt schon mal Vitamin B im landläufigen Sinn zum Zug, und das darf auch so sein. Falls dem so ist, können Sie auch die Vorteile eines gut funktionierenden Teams anbieten: Der Vorstand, als ein Ort, wo man zuhause ist, wo man aufgehoben ist, wo man einen Beitrag leisten kann.
  • Fortbildung 
    Vorstandsarbeit ist anspruchsvoll und oft trauen sich die Angefragten die Aufgaben nicht zu. Um ihnen den Einstieg zu erleichtern, oder damit sie sich im Laufe der Tätigkeit besser qualifizieren können, bieten Sie auf Kosten des Vereins den Besuch eines Kurses an. Wenn möglich sollten sowohl vereinsspezifische als auch persönliche Interessen abgedeckt werden können.
  • Auslagenerstattung
    Die anfallenden Auslagen (Fahrtkosten, Material etc.) werden erstattet, drauflegen sollte niemand müssen. Es empfiehlt sich, die Details schriftlich festzuhalten. 
  • Extras
    Neben dem üblichen Blumenstrauß, der Ehrennadel und den Dankesworten an der Mitgliederversammlung, können Sie Vorstandsmitglieder auch während des Jahres honorieren: Ein Telefonanruf oder eine Karte zum Geburtstag oder umgekehrt; ein gemeinsamer Ausflug als Belohnung für alle, festigen den Zusammenhalt. Ihre Phantasie ist gefragt.

Einführung für das neue Amt planen

Für zukünftige Vorstandsmitglieder ist es wichtig zu wissen, dass sie eine vorgängige Einführung in ihr Amt erhalten. Es sollte dafür auch genügend Zeit reserviert werden. Eine Überhäufung mit sämtlichen Informationen an einem einzigen Termin ist allerdings eher kontraproduktiv. Eine gute Möglichkeit ist auch, dem neuen Vorstandsmitglied für die erste Zeit einen Mentor an die Seite zu stellen, welcher als Ansprechperson für die sich stellenden Fragen zur Verfügung steht.

Ein gut funktionierender Verein mit einem guten Image

Die beste Voraussetzung für das Gewinnen neuer Vorstandsmitglieder ist und bleibt der Verein mit einer guten Führung, spannenden Inhalten und einem intakten Ansehen. Dazu gehören umsichtiges Handeln des Vorstandes, zweckdienliche Strukturen und aktive Mitglieder.

 

Übernommen und überarbeitet – mit freundlicher Genehmigung – vom Schweizerischen Samariterbund SSB (Rettungsorganisation des Schweizerischen Roten Kreuzes)

(www.samariter.ch)

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