Netzwerke des Vereins

Netzwerke sind in aller Munde, aber was haben Vereine mit Netzwerken zu tun? Vereine sind klar umgrenzte Organisationen, während der Netzwerkbegriff etwas „schwammig“ ist. Vereine haben klar definierte Mitgliedschaften und Ämter. Und doch lebt jeder Verein von vielen Talenten, die sein weiteres Netzwerk bilden und sich nicht so klar bezeichnen lassen.

Ein Philosoph hat Netzwerke einmal als praktische Kompromisse zwischen Ordnung und Unordnung genannt. Man kennt das Phänomen des „kleinen Dienstwegs“: Wenn in der Verwaltung auf den offiziellen Kanälen nichts vorangeht oder zu lange dauert, kommt das persönliche Netzwerk ins Spiel.
Viele Vereine sind deswegen so erfolgreich, weil sie auf ein gutes Netzwerk zurückgreifen können. Man kann das etwa beobachten, wenn ein Vereinsheim gebaut wird: Viele Hände helfen mit, die sonst im Vereinsleben nicht auftauchen. Es ist unglaublich, was an Finanzen gespart werden kann, weil alle möglichen Menschen Werkzeuge und Material zur Verfügung stellen, das man sonst teuer einkaufen müsste.
So wichtig Netzwerke für den Verein sind, so selten werden sie doch systematisch gepflegt. „Netzwerken“ (Networking) ist für viele Vereine ein Fremdwort.
Ein gutes Netzwerk braucht zu allererst ein gutes Netzwerkmanagement, um das sich jemand kümmern muss. Wen spricht der Verein über die Mitglieder hinaus an? Wie etwa sind die Familien der Mitglieder einbezogen? Sie sind ja auch indirekte Unterstützer des Vereins, indem sie den Aktiven den Rücken frei halten. Wie kann man Kommunalpolitiker oder die örtliche Wirtschaft gewinnen?
Viele dieser verborgenen Talente und Ressourcen werden ungenügend genutzt. Die Zusammenarbeit mit anderen Vereinen fällt schwer. Wie kann man das ändern?
Ein Anfang kann eine Netzwerkanalyse sein: Wer gehört schon zu den „verborgenen“ Unterstützern des Vereins? Für Netzwerkpartner ist die offizielle Mitgliedschaft nicht wichtig, manchmal schreckt sie sogar ab. Aber sie können hilfreich sein, wenn man sie auf dem richtigen Fuß erwischt. Daher ist der zweite Schritt der Netzwerkanalyse, wie man die identifizierten Unterstützer und die losen Sympathisanten ansprechen kann, ohne sie gleich zu überfordern. Man muss eine Art Kommunikationsstrategie entwickeln: Wie kann man aus Gleichgültigen zugewandte Förderer, wie aus sporadischen Förderern dauerhafte Unterstützer machen, um somit das Netzwerk fester zu knüpfen?
Netzwerke müssen gepflegt werden. Menschen immer nur dann „auf dem Schirm zu haben“, wenn man sie unbedingt braucht, schafft keine haltbare Sympathie. Man muss auch lose Kontakte pflegen, zum Beispiel durch Einladungen zum Vereinsfest oder einen netten Geburtstagsgruß. Netzwerke sind ein Geben und Nehmen.
Wichtig ist vor allem, einen genauen Blick auf das Netzwerk zu richten und „dranzubleiben“. Gut gepflegte Netzwerke sind oft nicht sichtbar, aber wenn sie gebraucht werden, können sie vieles möglich machen. Dazu kann eine Stakeholderanalyse gute Dienste leisten.